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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 147

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 147 1808 erfolgte die Ankunft der zwei Kaiser in Thüringens Hauptstadt. Damit die Erfurter Tage einen imposanten Verlauf nahmen, erschienen auf Napoleons Wink auch die Fürsten der Rheinbundsstaaten. Vier Könige und 34 andere gekrönte Häupter beeilten sich, dem Herrn Europas ihre Huldigung darzubringen. Alle erdenkliche Pracht der Welt kam zur Entsaltung. Die Verhandlungen mit Alexander führten zu dem gewünschten Resultat. Napoleon verhieß dem Zaren freie Hand gegen die Türkei und Begünstigung seiner Orientpläne; Alexander erkannte Joseph als König von Spanien an und versprach Unterstützung in einem etwaigen Krieg gegen Österreich. 4. Nun konnte Napoleon an die Unterdrückung des spanischen Ausstandes denken. Ehe er dahin zog, schrieb er, um die Lust zur Erhebung im Keime zu ersticken, an Franz I. einen in hochmütiger Sprache abgefaßten Brief, worin die Worte standen: „Was Ew. Majestät find, find Sie durch meinen Willen." In Spanien brachte Napoleon wohl feinen Bruder Joseph nach Madrid zurück; aber er konnte trotz aller Übermacht das Volk nicht zur Ruhe bringen. Der Kampf tobte fort und endigte 1813 mit der Flucht Josephs aus Spanien und mit der Rückkehr Ferdinands Vii. nach Madrid (1814). § 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 1. Während Napoleon in Spanien weilte, begann es in Österreich zu gäreu. Die durch Stein und andere Patrioten angefachte Bewegung war dorthin gedrungen und hatte allmählich alle Schichten der Bevölkerung ergriffen. Die Seele derselben war Gras Stadion, ein Aristokrat aus einem alten schwäbischen Rittergeschlecht, den Franz I. bald nach dem Preßburger Frieden an die Spitze der Staatsverwaltung berufen hatte. Durch und durch deutsch in seiner Gesinnung und von der Überzeugung durchdrungen, daß nur ein tatkräftiges Zusammenwirken von Regierung und Volk den Staat aus seiner drückenden Abhängigkeit von Napoleon befreien könne, suchte er durch zeitgemäße Reformen der Nation vaterländischen Geist, opferwilligen Sinn einzuhauchen und die Volkskräfte zu entfesseln. Bauernstand und Bürgerstand erfuhren Erleichterungen, die Presse wurde von beengenden Vorschriften befreit, die Schule erfreute sich größerer Fürsorge und die Talente im Volke kamen zur Geltung, indem man sie in einflußreiche Stellungen einrücken ließ. 2. Und wie aus dem Gebiet der Verwaltung, so kam es auch im Heerwesen zu heilsamen Neuerungen. Das größte Verdienst um die Regeneration des Heeres erwarb sich Erzherzog Karl, Öfter- 10* Reformen im Staatswesen. Reformen im Heerwesen.

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 156

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
156 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Der Rückzug aus Rußland. Aork und die Konvention von Tauroggen (30. Dez. 1812). an verschiedenen Stellen Feuersäulen empor und verwandelten in einem mehrtägigen furchtbaren Brande den größten Teil der Stadt zum Entsetzen der Eroberer in Schutt und Asche. Der Gouverneur R o st o p s ch i n hatte aus Liebe zum Vaterland und in Voraussicht der für den Feind verhängnisvollen Folgen durch Brandstiftung die Katastrophe herbeigeführt. 6. Der Brand von Moskau war „die Morgenröte der wiederkehrenden Freiheit Europas". Mit ihm wandte sich Napoleons Geschick. Der rauchende Trümmerhaufen war nicht zur Überwinterung einer verwahrlosten und hungernden Armee geeignet. In richtiger Vorstellung seiner entsetzlichen Lage gab Napoleon seine Bereitwilligkeit zu Friedensunterhandlungen zu erkennen. Allein Alexander, der sich in jener Zeit von den geächteten Deutschen Stein und Arndt leiten und mit hochherziger Tatkraft erfüllen ließ, zeigte sich allen Anerbietungen gegenüber unempfänglich. So blieb Napoleon nichts übrig, als sich zum Rückzug zu entschließen. Derselbe wurde Mitte Oktober begonnen. Er brachte der Großen Armee den vollen Untergang. Umschwärmt von Kosaken, öfters angegriffen von feindlichen Truppen, schleppte sie sich mühsam durch verwüstete Gegenden und menschenleere Steppen dahin. Mit jedem Tage steigerte sich die Not. Hunger, Krankheit und Kälte wüteten mit furchtbarer Gewalt in den ohnehin geschwächten Massen und lösten alle Bande der Ordnung und militärischen Disziplin. Besonders traurig gestaltete sich der Übergang über die Beresina (November), wobei die Brücke zusammenstürzte und viele in den eisigen Fluten ein Grab fanden. Anfangs Dezember verließ Napoleon sein Heer und kehrte, in einen Pelz gehüllt und unerkannt, in fluchtartiger Eile durch Polen und Deutschland nach Paris zurück. Die letzten Trümmer der Armee erreichten Ende Dezember die preußische Grenze. Sie hatten den Keim des Todes im Herzen und glichen dahinwandelnden Leichen. So endete der mit so viel Zuversicht und Siegesgewißheit begonnene Feldzug. Das Weltgericht hatte gesprochen. G. Die Befreiungskriege 1813—1815. § 119. Die Konvention von Tauroggen. 1. Unter den ans Rußland zurückkehrenden Truppen befand sich auch die von General Aork geführte preußische Abteilung, welche bei

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 157

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 119. Die Konvention von Tauroggen. 157 Beginn des Feldzuges als Bestandteil des linken Flügels unter Macdonalds Oberbefehl in die Ostseeprovinzen eingerückt war. York war von leidenschaftlicher Heftigkeit („der alte Isegrim"), aber glühender Patriot und unversöhnlicher Feind der Franzosen. Als die Kunde vom Untergang der Großen Armee zu ihm gedrungen war, erkannte er sofort die volle Wichtigkeit der Entscheidung, die bei Preußen liege. Jetzt oder vielleicht nie, meinte er, sei der Zeitpunkt zur Losreißuug von Napoleon gekommen. Von Maedonald getrennt und von Ostpreußen abgedrängt, wandte er sich an den König Friedrich Wilhelm um Weisungen für sein Verhalten. Da nur eine unbestimmte Antwort eintraf, reifte in Iorks Seele, in welcher militärischer Gehorsam und Vaterlandsliebe eine Zeitlaug mit einander kämpften, der Entschluß, das unnatürliche Bündnis mit den Franzosen aus eigene Verantwortung zu lösen und sich den Russen zu nähern. Die mit dem russischen General Diebitsch eingeleiteten Verhandlungen führten am 30. Dezember 1812 zu der Konvention von Tauroggen (bei Memel), kraft deren Jork und sein Korps sich von den Franzosen trennten und vor der Hand neutral zu bleiben erklärten, bis eine Entscheidung des Königs eingetroffen sei. Iorks eigenmächtige Tat war eine Verletzung des militärischen Gehorsams. Der General hatte ein Bewußtsein von der schweren Verantwortung, die auf ihm ruhte, und der Tragweite seines Vorgehens. In einem an den König gerichteten Brief erklärte er, er sei „bereit, auf dem Sandhaufen ebenso ruhig, wie auf dem Schlachtfeld, die Kugel zu erwarten". Die Rechtfertigung für sein Verhalten sand er aber in der Überzeugung, daß Preußen nur gezwungen an Frankreich Heeresfolge leiste und daß Freiheit, Unabhängigkeit und Größe der Monarchie nur im Bnnde mit Rußland gerettet werden könne. Der König befand sich in schlimmer Lage. Berlin war noch von Franzosen besetzt. Aus allen Seiten von Spionen umgeben, war er in der Freiheit seiner Handlungen gehindert. Er durfte Napoleon keinen Anlaß zu Mißtrauen geben und mußte, so schwer ihm das auch fiel, die Konvention amtlich verwerfen. Um in den Franzosen keinen Zweisel an seiner Treue aufkommen zu lassen, entsetzte er 2)ork seines Postens, knüpfte aber zu gleicher Zeit behuss Herbeiführung eines Bündnisses geheime Unterhandlungen mit Alexander I. au. Das Abfetznngsdekret gelangte nicht in Jorks Hände. 2. Der kühne Patriot blieb bei seinem ersten Schritte nicht stehen. Die Entwicklung der Dinge drängte zu weiteren Handlungen. Die Russen zogen im Januar 1813 in Ostpreußen ein und wurden vom Volke als Retter in der Not begrüßt. Jork folgte und übernahm kraft einer älteren Ernennung als Generalgouverneur die Oberleitung der Provinz. „Mit blutendem Herzen," so schrieb er an Bülow, „zerreiße ich die Bande des Gehorsams und führe den Krieg Yorks Nvr-bringen nach Ostpreußen.

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 162

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
162 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Gliederung und Aufstellung der verbündeten leons Starrsinn, der auf keine der von Österreich gestellten Forderungen (z. B. Aufhebung des Rheinbundes, Wiederherstellung Preußens mit einer verteidigungsfähigen Elbgrenze, Abtretung der illyrischen Provinzen an Österreich) einging. Die mitternächtige Stunde des 10. August verrann. Ein vom Hradschin aus von Wilhelm v. Humboldt (preußischer Vertreter) gegebenes Feuersignal, das sich von Berg zu Berg bis nach Schlesien hinein fortpflanzte, verkündigte dem in fieberhafter Spannung harrenden Volke, daß die Feindseligkeiten von neuem ausgebrochen seien. Am 11. August sandte Österreich seine Kriegserklärung an Napoleon. § 122. Der Krieg bis zur Schlacht bei Leipzig. 1. Sofort trafen die Verbündeten entschiedene Maßregeln zur Bekämpfung des gemeinsamen Feindes. Sie stellten drei Armeen aus: 1) Die Böhmische oder die Südarmee, 235000 Mann. Sie bestand aus Österreichern, Preußen und Russen und wurde von dem vorsichtigen, aber wenig genialen österreichischen Feldmarschall Schwarzenberg, dem zugleich der Oberbefehl über die gesamte Streitmacht der Verbündeten übertragen ward, geführt. Sie begann ihre Operationen vom nördlichen Böhmen aus und faßte zunächst die Überschreitung des Erzgebirges ins Auge. Bei ihr, als der Hauptarmee, befanden sich die drei Monarchen: Franz I., Friedrich Wilhelm Iii. und Alexander I. 2) Die Nordarmee, 150000 Mann. Obwohl diese meist aus Preußen zusammengesetzt war, so wurde an ihre Spitze doch der schwedische Kronprinz Bernadotte gestellt, jener Franzose, der unter Napoleon die Marschallswürde erlangt hatte und dann, vom kinderlosen schwedischen König adoptiert, zum Nachfolger der Dynastie Wasa emporgestiegen war. Unter ihm standen die beiden trefflichen preußischen Generäle Bülow und Tauenzien. Die nächste Aufgabe der Nordarmee war der Schutz von Berlin. 3) Die Schlesische Armee, etwa 100000 Mann, Preußen und Russen, unter Führung Blüchers, dieses heldenhaften und leutseligen Mannes, der trotz seiner vorgerückten Jahre voll jugendlichen Feuers war, mit kriegerischem Ungestüm vorwärts stürmte und der vom Volke für den Retter des Vaterlandes angesehen wurde. Neben ihm, dem Mann der Tat, wirkte als sein Generalstabschef der klare, umsichtige und hochgebildete Gueisenau, den Blücher selber „seinen Mops" nannte. Unter Blüchers Kommando stand auch York. So die Aufstellung der Verbündeten. Sie bildeten einen Halbkreis, in deffen Peripherie die Städte Berlin, Breslau und Prag lagen. Napoleons Streitkräfte,

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 227

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg 1870 und 1871. 227 lassung zum Kriege. Sie bot sich in dem Versuch, den spanischen Thron mit einem deutschen Prinzen zu besetzen. 2. 1868 hatten die Spanier ihre Königin Jsabella vertrieben, über ^An-Nach vergeblichem Bemühen, eine neue Staatsordnung zu begründen, des Prinzen Lev-entschlossen sie sich, die Monarchie aufrecht zu erhalten und den verwaisten Thron dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern- den Thron. Sigmaringen (aus der fürstlichen Linie der Hohenzollern, § 89) anzubieten. Leopold, der Bruder des Fürsten Karl von Rumänien, gehörte keinem regierenden Hause an, war katholisch und stand sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits mit der Familie des ersten Napoleon in enger verwandtschaftlicher Beziehung. Am 4. Juli 1870 entschied sich das fpanifche Ministerium für seine Wahl, nachdem Leopold erklärt hatte, daß er dem Rufe nach Spanien folgen werde. Die Kunde von diesem Vorgänge schlug zur Überraschung der Welt in Frankreich ein, wie ein Funke in einen Zündstoff. Die von Mißtrauen und Eifersucht erfüllten und geblendeten Franzosen sahen in der Berufung Leopolds auf den spanischen Thron ein Werk der preußischen Dynastie und sprachen von einer Gefährdung ihrer Jntereffen und Verletzung ihrer nationalen Ehre; ja der Minister des Auswärtigen, Herzog von Gramont, erklärte sogar am 6. Juli voller Entrüstung im gesetzgebenden Körper: Frankreich werde nicht dulden, daß eine sremde Macht einen ihrer Prinzen zu ihrem Vorteil auf den Thron Karls V. fetze und dadurch das Gleichgewicht der Mächte Europas in Unordnung bringe. Der französische Botschafter in Berlin, Graf Benedetti, erhielt die Weisung, bei dem König Wilhelm, der damals im Bade Ems zur Kräftigung feiner Gesundheit weilte, dahin zu wirken, daß dieser dem Prinzen Leopold die Annahme der fpanifchen Krone verbiete. Wilhelm I., dem am 9. Juli das französische Ansinnen vorgetragen wurde, lehnte jede Beeinflussung des Prinzen bestimmt ab; aber des Prinzen Vater, Fürst Anton von Sigmaringen, teilte am 12. der spanischen Regierung mit, daß sein Sohn angesichts . der Verwicklungen freiwillig zurücktrete. Jeder Grund einer Entzweiung der beiden Großmächte schien geschwunden. Aber nun ward offenbar, daß Frankreich nur eine Handhabe für den längst beabsichtigten Krieg gesucht habe. Der Minister Gramont erklärte dem Gesandten des Norddeutschen Bundes in Paris, Freiherrn v. Werther, die französische Nation sei schon dadurch verletzt wordeu, daß König Wilhelm ohne vorherige Verständigung mit dem Pariser Kabinett dem Prinzen Leopold gestattet habe, auf die spanische Kandidatur einzugehen. Frankreich sordere Sühnung und Genugtuung; dieselbe könne am besten durch einen entschuldigenden Brief Wilhelms I. an Napoleon geleistet werden, in welchem er sein Bedauern über den Vorfall bekunde und verspreche, „daß er die Kandidatur des Prinzen für 15*

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 229

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 229 endlichen Sieg der Nation krönen werde" und ging hierauf auseinander. Inzwischen hatte die nationale Strömung auch den Süden Deutschlands mit unwiderstehlicher Macht ergriffen und in hoch und niedrig das Feuer reinster Vaterlandsliebe entflammt. Der hochherzige und ideal gerichtete König Ludwig Ii. von Bayern, der keinen Augenblick im Zweifel war, daß der Bündnisfall gegeben sei, telegraphierte an König Wilhelm: „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Wasfeugeuosseu für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen" und sein Vorgehen war maßgebend für die Haltung der übrigen süddeutschen Fürsten und Staaten. — Von den Wogen des Meeres bis zum Fuße der Alpen erhob sich das deutsche Volk in beispielloser Einmütigkeit. Erfüllt von einem Geiste, geleitet von einem Willen, taten alle, was sie nach Fähigkeit und Vermögen zu leisten vermochten. Hunderttausende zogen unter den Klängen des Liedes „Die Wacht am Rhein" (gedichtet vor 30 Jahren von Schneckenburger, komponiert von Karl Wilhelm) in todesmutiger Hingebung an das Vaterland ans in den blutigen Kampf, und die zu Hause blieben, die Männer und Frauen, sie entfalteten einzeln und in Vereinen eine segensreiche Tätigkeit zur Errichtung von Laza- retten, zur Pflege der Kranken und Verwundeten, zur Unterstützung armer, zurückgelassenerfamilien. 4. In aller Ruhe, in musterhafter Ordnung und mit bewunderns- Aufmarsch und werter Schnelligkeit vollzog sich nach dem von Moltke entworfenen dachen'heerä. Mobilisierung^- und Kriegsplan der Aufmarsch der deutschen Streitkräfte. Kaum zwölf Tage nach der Kriegserklärung standen drei gewaltige Heersäulen am Rhein: die I. Armee (etwa 85000 Mann) unter General Steinmetz zwischen Koblenz und Trier als rechter Flügel, die Ii. Armee (etwa 220 000 Mann) unter dem Prinzen Friedrich Karl zwischen Mainz und Kaiserslautern als Zentrum, die Iii. Armee (etwa 200000 Mann), gebildet aus den Truppen der Bayern (v. d. Tann und v. Hartmann), Württem- berger, Badener und zwei norddeutschen Korps, unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zwischen Mannheim, Speier Graf von Moltke.

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 234

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Verlauf der Schlacht bei Sedan am 1. Sept. 1870. 234 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichlung des Deutschen Kaisertunis. Halbkreis und zwar östlich der Maas, von Floing und Jlly im Norden bis Bazeilles im Süden. Am 1. September, früh in nebeliger Stunde, eröffneten die Bayern den Kampf. Sie griffen Bazeilles an, das von den Franzofen dicht besetzt war, fochten sechs Stunden lang in fürchterlichem Straßenkampf, erstürmten Haus um Haus und brachten endlich den erbitterten Gegner zum Weichen. Fast gleichzeitig entbrannte ans der Ost- und Westseite von Sedan die heiße Schlacht. Es war ein Ringen von seltener Stärke, Hartnäckigkeit und Wut, in das nach und nach fast alle Streitkräfte auf beiden Seiten hineingezogen wurden, hing doch vom Ausgaug vielleicht die Entscheidung des Krieges ab. Vou Stunde zu Stunde gewannen die Deutschen au Terrain. Gegen vier Uhr gelang es ihnen, den Ring im Norden zu schließen. Und nun spieen Hunderte von Geschützen tod- und verderbenbringende Geschosse hinein in die umklammerten Massen und auf die unglückliche Stadt. Jeder Durchbruchsversuch mißglückte; ein Entrinnen war unmöglich. Da brachen bei den Franzosen Mut und Kraft zusammen. Infanterie, Kavallerie, Artillerie, alle eilten in wilder Verwirrung in die Festung. Um sechs Uhr hißte man aus einem Tore derselben die weiße Fahne. Der Schlachtendonner verstummte. Bald darauf erschien General Reille, der Generaladjutant Napoleons, vor König Wilhelm und überreichte einen Brief, worin die denkwürdigen Worte standen: „Monsieur mon frere. N’ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu’ä remettre mon epee entre les mains de Yotre Majeste. Je suis de V. M. le von frere Napoleon.“ (Mein Herr Bruder! Da ich nicht inmitten meiner Truppen sterben konnte, erübrigt mir nur, meinen Degen in die Hände Ew. Majestät zu legen. Ich bin Ew. Majestät guter Bruder N.). Also der Kaiser war in der Mitte seines Heeres. Welche Überraschung! Der greise König bekundete seine Teilnahme an dem schweren Geschick des Kaisers und ersuchte um Sendung eiues Bevollmächtigten, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Als solcher erschien General Wimpssen, der nach der Verwundung Mac Mahons den Oberbefehl übernommen hatte. Deutscherseits wurde Moltke mit dem Abschluß der Kapitulation beauftragt. Die Verhandlungen, denen auch Bismarck anwohnte, wurden in Donchery (westlich von Sedan), gepflogen und dauerten die ganze Nacht vom 1. auf den 2. September. Wimpffen fchickte sich nach längerem Sträuben in das Unvermeidliche und unterzeichnete am 2. September früh fechs Uhr die Kapitulationsurkunde, kraft welcher sich die ganze französische Armee samt Waffen und Ausrüstung auf Gnade und Ungnade ergeben mußte. 84000 Mann, außerdem noch etwa 21000 in der Schlacht felbst gefangene, wurden in die Gefangenschaft nach Deutsch-

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 272

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
272 Xi. Bayerische Geschichte. er seinem Bruder Maximilian Ii. und später seinem Neffen Ludwig Ii. in allen wichtigen Regierungshandlungen als treuer Freund und weiser Berater zur Seite. Das Jahr 1866 führte ihn auf den Kriegsschauplatz. In dem Gefecht bei Helm stadt (25. Juli) bewies er an der Spitze einer Division rühmenswerte Umsteht, Unerschrockenheit und Tapferkeit. Ju den folgenden Jahren erwarb er sich als Felbzeng-meister und (seit 1869) als Generalinspekteur der bayerischen Armee hervorragend Verbienste um die Verbesserung des Heerwesens; unter seiner Leitung würden die allgemeine Wehrpflicht, eine cutbere Formation des Heeres und eine zweckmäßigere Bewaffnung durchgeführt. Den Krieg von 1870/71 machte Prinz Luitpold als Vertreter Ludwigs Ii. im deutschen Hauptquartier mit. Die hier angeknüpften persönlichen Beziehungen zu Wilhelm I. und zu Bismarck erleichterten den Fortgang der Verhandlungen, welche zu den Versailler Verträgen und bamit zur Begrüubuug des Deutschen Reiches führten. — Nach dem Kriege kehrte er zur gewohnten frieblichen Arbeit zurück. Bei der zunehmeubeu Neigung des Königs zur Einsamkeit traten immer schwierigere und verantwortungsvollere Aufgaben an ihn heran und endlich mußte er in überaus trauriger und bewegter Zeit selbst die Zügel der Regierung ergreife«. 2. Vertrauensvoll sah das bayerische Volk zu seinem jetzigen Regenten empor. Es hoffte, der gereifte, im Rat und in der Tat erprobte Mann werbe durch weise Maßregeln und entschlossenes Hanbeln das bebrohte Staatsschifst ans den stürmisch erregten Wogen in den sicheren Hasen geleiten. Und seine Hoffnungen gingen in Erfüllung. Umsichtigen Geistes überblickt Prinzregent Lnitpolb die Be-bürfnifse seiner Untertanen, sowie die Voraussetzungen, von welchen die gebeihliche Entwicklung des Vaterlandes abhängig ist. Er begünstigt die Landwirtschaft und sucht deren Betrieb durch Verminderung der aus ihr ruhenden, aus früheren Zeiten stammenden Lasten (Bodenzinfe) möglichst lohnend zu machen; er ist ein werk-tätiger Förderer des Gewerbes, ein hochherziger Gönner und Freund der K ü n st e (Erlaß an das Gesamt-Staatsministerium zur Einsetzung einer Kommission für staatliche Monumentalbauten vom 1. November 1901), ein väterlicher Wohltäter der Armen und Bebrängten und er Betätigt in seiner Stellung zu Kaiser und Reich eine echt deutsche Gesinnung. Das bayerische Volk fühlt sich mit ihm und seinem Königlichen Hause in unerschütterlicher Treue und inniger Liebe verbunden. Mit jubelnder Begeisterung feierte es ant 12. März 1901 den 80 stert Geburtstag des greisen, aber körperlich wie geistig be-wnnbernswert rüstigen Lanbesvaters. Gott segne den ehrwürbigen Prinzregenten und sein unermitb-liches Wirken!

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 158

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Übersiedelung des Königs nach Breslau 22. Jan. Vorbereitende Maßregeln. 158 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. auf meine eigene Hand. Tie Armee will den Krieg gegen Frankreich, das Volk will ihn, auch der König will ihn, aber er hat keinen freien Willen. Die Armee mnß ihm diesen Willen frei machen." Um bie-selbe Zeit erschien auch Stein, seit dem Frühjahr 1812 der Ratgeber des russischen Kaisers, in Ostpreußen und berief im Aufträge Alexanbers die Land stände ein (5.-8. Februar). Eine gewaltige Begeisterung ergriff den Abel, den Bürger- und Bauernstand. Voll feuriger Hingabe an das Vaterlanb faßten die Landstände den einmütigen Beschluß, alle streitbaren Jünglinge und Männer für den Kampf zu entflammen, einen Landsturm und eine Landwehr zu bilden. Das war ein vielversprechender Anfang der Erhebung Preußens, die Morgenröte, welche nach langer, banger Nacht einen sonnigen Tag ankündigte. § 120. Die Erhebung Preußens. 1813. 1. Die im Osten angefachte Bewegung verbreitete sich über den ganzen preußischen Staat. In allen Provinzen erwachte ein frischer, zu Taten drängender Zug. Der König gewann den Glauben an fein Volk wieder und sah hoffnungsvoll in die Zukunft. Aber in Potsdam, wo er fortwährend in Gefahr schwebte, von den Franzosen als Geisel behandelt zu werden, mußte er die Regungen seines Herzens unterdrücken. Um sich nun dem Machtbereich der fremden Gewalthaber zu entziehen, fiedelte er am 22. Jaipiar nach Breslau über. Die Reise dorthin bedeutete beit offiziellen Bruch zwischen Preußen und Napoleon. In Breslau warf der König die heuchlerische Masse ab. 2. Am 3. Februar erließ er den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Der Schnrnhorftfche Gedanke von der allgemeinen Wehrpflicht war noch nicht durchgeführt. Gerade die Gebildeten und Besitzenden befanden sich noch außerhalb des Militärzwanges. An sie namentlich war nun jener Aufruf gerichtet und die von ihnen gebildeten Korps sollten eine Pflanzstätte guter Offiziere werden. Am 28. Februar kam es in dem russischen Orte Kali sch (nahe der schlesischen Grenze) zwischen Preußen und Rußland zum Abschluß eines Schutz- und Trutzbündnisses, wobei der Zar sich verpflichtete, die Waffen nicht eher niederzulegen, als bis die Wiederherstellung Preußens auf den Stand von 1805 erfolgt fei. Am 10. März, dem Geburtstage der am 19. Juli 1810 verstorbenen Königin Luise, stiftete Friedrich Wilhelm den Orden des eisernen Kreuzes, durch bessert Verleihung das hervorragenbe Vcrbienst ausgezeichnet werben sollte, das man sich in dem beoorstehenben heiligen

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 169

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 124. Der Krieg in Frankreich 1814. 169 russischen Grenze begonnen, sich dann langsam dnrch Deutschland und Frankreich fortgewälzt hatte, war zu einem glorreichen Abschluß gebracht worden. Gneisenan schrieb: „Was Patrioten träumten und Egoisten belächelten, ist geschehen." 3. Mit Napoleons Macht und Herrlichkeit war es nun vorbei. Absetzung Nap° Er, vor dem einst ganz Europa gezittert, mußte sich vor deu fremden Ludwig xviil Monarchen und dem eigenen Volke beugen. Immerhin bereiteten ihm reich, die Sieger in ihrer Großmut ein nnverdientes, glimpfliches Los. Zunächst erfolgte seine Entthronung. Unter dem Vorsitz Talleyrands, eines treulosen, intrigucmten Ministers von Napoleon, der schon länger den Sturz des Kaisers vorhergehen und zu seiner eigenen Sicherung die Fühlung mit den Feinden und den Bourbonen gesucht hatte, beschloß der Senat die Absetzung Napoleons. Die Verbündeten gestatteten dem Gestürzten die Führung des Kaisertitels und die Beibehaltung von 400 Manu seiner Leibgarde, setzten ihm eine jährliche aus Frankreichs Mitteln zu zahlende Rente von 2 Millionen Francs sest und wiesen ihm die Insel Elba an der Westküste Italiens als künftigen Aufenthaltsort au. Mit gebrochenem Herzen nahm er in Fontainebleau von dem Heere Abschied und begab sich dann, be- gleitet von den „Verwünschungen und Drohungen des Volkes", an die Südküste zur Einschiffung nach Elba. — Nun berief der Senat mit Zustimmung der verbündeten Monarchen die legitimen Bourbonen zurück, welche vor 22 Jahren gestürzt worden waren, und stellte Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König an die Spitze Frankreichs. 4. Mit diesem schlossen dann die Verbündeten am 30. Mai 1814 ®rftgrifbaerifer den I. Pariser Frieden. Dabei übten sie eine fast unverzeihliche 30- Mai isi4. Milde und Rücksicht. Frankreich behielt nicht bloß seine Grenzen vom 1. Januar 1792, es erhielt auch noch zur besseren Abruudung eine Vermehrung an der belgischen, deutschen und savoyardischen Grenze. Von Deutschland wurden ihm die Grenzsestnngen Landan, Saar-louis und Saarbrücken überlassen. Eine Kriegsentschädigung war nicht zu zahlen. Die Besiegten durften selbst die in den früheren Kriegen aus den deutschen Museen und Bibliotheken geraubten wertvollen Schätze zum größten Teil behalten. Nur die Viktoria vom Brandenburger Tor in Berlin, dann Friedrichs des Großen Degen und Hut mußten zurückgegeben werden. — Einem anderen Abkommen gemäß sollten noch im Jahre 1814 alle am Kriege beteiligt gewesenen Mächte Bevollmächtigte nach Wien zu einem europäischen Kongreß schicken, damit dieser die endgültige Verteilung der sreigewordenen Gebiete und eine Neugestaltung der vielfach verschobenen staatlichen Verhältnisse Europas vornehme. — Nach Beendigung der Friedensverhandlungen begaben sich Alexander I. und Friedrich Wilhelm Iii.
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